Saturday, May 3, 2014

23

Manchmal stehe ich morgens in der Küche, koche routiniert meinen Kaffee und frage mich, wie es sein kann, das gestern so unscheinbar geendet und jetzt ein neuer Morgen ist. Es macht mir Angst, dass ich langsam beginne zu begreifen, dass auch ich der Zeit unterlegen bin. Dass ich älter werde, so wie jeder um mich herum. Dass das einzige, was meine Erinnerung an Gestern aufrecht erhalten kann, in der Musik am Leben bleibt, in den Sätzen, die ich in meinen Tagebüchern niedergeschrieben habe, in den Fotografien, in denen ich versucht habe bewusst Momente festzuhalten. Das ist alles, was bleibt.
Der Kaffee läuft durch. 
Ich schaue aus dem Fenster und habe das Gefühl die immer gleichen Farben, Facetten und Fehler zu sehen. Fehler. Etwas, woran ich rüttele, zerre, verzweifle. Sie bleiben. Rufen mir in Erinnerung, wie dumm ich gewesen bin, welche niederen Gedanken den vernünftigen getrotzt und gesiegt haben und kann es nicht glauben, dass ich diese Narben zugelassen habe. Warum?
Der Kaffee ist fertig. Ich gieße mir das schwarze, reine Getränk in meine Lieblingstasse. Ein Geschenk von einer Freundin, der vielen Freundinnen und Freunde, Bekanntschaften, die ich einmal hatte und nicht mehr habe. 


So gehe ich in den Tag und werde bald wieder verdrängen, was für diesen flüchtigen Moment so klar erschien. 

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